Lesezirkel am 24. September 2024, 18:30

45. Treffen des SADOCC-Lesezirkels für afrikanische Literatur
am Dienstag, 24. September 2024, 18:30 Uhr

Diskussion von Chimamanda Ngozi Adichie (Nigeria/USA):
Half of a Yellow Sun, 2006 / Die Hälfte der Sonne, 2007

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Chimamanda Ngozi Adichie

Chimamanda Ngozi Adichie wurde 1977 in Enugu, Nigeria, als fünftes von sechs Kindern geboren. Ihr Vater James Nwoye Adichie war Statistik-Professor und Vizekanzler der University of Nigeria, Nsukka, ihre Mutter Grace Ifeoma Adichie arbeitete an derselben Universität; die Familie gehört der Ethnie der Igbo an. Amanda, so ihr Taufname, besuchte in Nsukka die universitätseigenen Schulen, wo auf Englisch unterrichtet und auch ihre Erstsprache Igbo gelehrt wurde. Danach begann sie Medizin zu studieren. Mit einem Stipendium emigrierte sie 1998 in die USA und studierte Kommunikationswissenschaften, dann auch Politikwissenschaften, Bachelor-Abschluss 2001. Mit ihrer ersten Kurzgeschichte You in America kam sie auf die Shortlist des Caine Prize for African Writing. Sie studierte weiter: 2003 Master-Abschluss in Creative Writing an der Johns Hopkins University, 2008 Master in Afrikanistik an der Yale University. Sie lebt teils in den USA, teils in Nigeria, ist mit einem aus Nigeria stammenden Arzt verheiratet und hat eine Tochter.
Adichie ist Autorin von drei Romanen: Purple Hibiscus, 2003 (Blauer Hibiskus, 2005), Half of a Yellow Sun, 2006, und Americanah*, 2013 (deutsch 2014); der Kurzgeschichtensammlung The Thing around Your Neck, 2009 (Heimsuchungen 2012); dreier Sachbücher: We Should All Be Feminists, 2014 (Mehr Feminismus!, 2016), Dear Ijeawele, or A Feminist Manifesto in Fifteen Suggestions, 2017 („Liebe Ijeawele!“ Wie unsere Töchter selbstbestimmte Frauen werden, 2017) und Notes on Grief, 2021 (Trauer ist das Glück, geliebt zu haben, 2021); des Kinderbuchs Mama’s Sleeping Scarf, 2023 (Mamas Zaubertuch, 2023).

Sie hat zahlreiche Preise und Auszeichnungen sowie eine Reihe von Ehrendoktortiteln erhalten. Ihre Werke sind in über 30 Sprachen übersetzt worden.

* Im September 2016 begannen wir im SADOCC-Lesezirkel für afrikanische Literatur unsere Buch-Diskussionen mit Adichies Roman Americanah.

Half of a Yellow Sun / Die Hälfte der Sonne

Rezension von MaK am 01.07.2007 im Südwind Magazin 2007/7: 
„Eine halbe, aufgehende Sonne auf rot, schwarz und grün gestreiftem Hintergrund – unter dieser Flagge erklärte der mehrheitlich von Igbo bevölkerte südöstliche Teil von Nigeria sich 1967 zur unabhängigen Nation Biafra. Drei Jahre und einen verheerenden Krieg später, in dem die Zivilbevölkerung systematisch ausgehungert wurde, war die Sonne gesunken, hatte die nigerianische Regierung wieder Oberhand über die erdölreiche Region. Auf einen kurzen Boom an Kriegs- und Aufarbeitungsliteratur folgten Jahre des Schweigens und Verdrängens. Umso überraschender und kraftvoller kommt nun [2007] dieses 600-Seiten-Epos einer 29-jährigen Autorin, deren beide Großväter den Krieg nicht überlebt hatten.
Adichie baut den sorgfältig konstruierten Roman um ein Zwillingsschwesternpaar – Töchter neureicher Eltern – , ihre Männer und einen Jungen, „Houseboy“ im linksintellektuellen Haushalt der einen Schwester und ihres Mannes auf. Durch Wechsel der Perspektiven und das Wechseln zwischen zwei Zeitebenen – den frühen und den späten 1960ern – gelingt es ihr, ein breites, postkoloniales Gesellschaftspanorama zu entwerfen und den Krieg von innen, von den Schicksalen ihrer Figuren her, zu erzählen. Historisch lässt sie dabei nichts aus: Weder den ersten Militärputsch in Nigeria und die darauf folgenden Pogrome gegen Igbo in Nordnigeria, noch die anfängliche Begeisterung für Biafra. Die Verantwortung der Briten für das Auseinanderbrechen des staatlichen Gebildes und das Mitmischen weißer Söldner auf beiden Seiten sind ebenso Thema wie die massive Kriegspropaganda, Zwangsrekrutierungen, sexuelle Gewalt, der von Händlerinnen organisierte „attack trade“ und schließlich der tödliche Hunger, dessen mediale Bilder im Westen den Begriff von Biafra prägten.

Ein solider, fesselnder Roman, der Geschichte komplex zu vermitteln weiß.“

Neue Teilnehmende sind uns willkommen. Der Ort des hybrid geführten Treffens wird kurz davor bekanntgegeben. Anmeldung erbeten für Information über Ort und Link: lotte.rieder@sadocc.at