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Lesezirkel am 26.09.2023, 18:30 Uhr
Afrika-Lesezirkel 39. Treffen am Dienstag, 26. Sep. 2023, 18:30 Uhr
Diskussion von Joseph Conrad (Polen/UK):
Heart of Darkness, 1902 / Herz der Finsternis
Wir sind mit unserem zuletzt diskutierten Roman, Abdularazak Gurnahs jüngstem Werk, Afterlives / Nachleben, in die Zeit der Jahrhundertwende eingetaucht, die Zeit des ärgsten Kolonialismus; daher scheint uns naheliegend, als nächstes endlich ein länger gehegtes Vorhaben anzugehen: Wir wollen Joseph Conrads umstrittene Erzählung Heart of Darkness / Herz der Finsternis zu unserem Herbst-Termin am Dienstag, 26. Sep. 2023, um 18:30 Uhr diskutieren.
Heart of Darkness / Herz der Finsternis
„Im Jahre 1901 … veröffentlichte Joseph Conrad seinen kurzen Roman Herz der Finsternis, der in exemplarischer Weise einerseits die Verbrechen des europäischen Kolonialismus deutlich werden lässt, andererseits aber auch die Erschütterungen registiriert, denen das europäische Subjekt in der Begegnung mit dem afrikanischen Anderen ausgesetzt war. Ein Europäer, der mit vergleichsweise hehren Absichten nach Afrika gekommen war, dann aber zu einer Art Herrscher eines afrikanischen Stammes wird und die kultische Verehrung der Schwarzen in blutigen Ritualen genießt, steht im Zentrum dieses Textes und damit die Abenteuer des europäischen Subjekts, das nicht nur die vermeintliche Finsternis der afrikanischen Wildnis kennenlernt, sondern das Dunkle der eigenen Seele. … Dass der vermeintlich ‚gute‘ Europäer wahnsinnig wird, führt zu einem negativen Befund im Hinblick auf die europäische Vernunft, deren Legitimation grundsätzlich bereits durch die kompromisslose Raffgier der europäischen Kolonisatoren in Frage gestellt erscheint. …
Drei Aspekte sind aus der uns interessierenden interkulturellen Perspektive zu untersuchen: das Bild Afrikas und der Afrikaner, das Bild der ’normalen‘ Kolonisatoren (verkörpert in dem Direktor) und das Drama der Figur Kurtz. Resümierend ist dann das ambivalente Bild zu charakterisieren, das Conrad von der Kolonialisierung Afrikas entwirft, und dessen Rezeption in der postkolonialen Perspektive.“ (Michael Hofmann: Interkulturelle Literaturwissenschaft, 2006. Zitate aus dem Kapitel: Afrika und das Dunkle im Herzen des europäischen Subjekts: Joseph Conrads Herz der Finsternis, S. 152ff)
Diese Erzählung (oder dieser kurze Roman) des polnisch-britischen Autors Joseph Conrad ist im Laufe des 20. Jahrhunderts ganz unterschiedlich rezipiert worden. Sie hat durch Chinua Achebes Thesen von 1975 über Conrads in diesem Werk geäußerten Rassismus zu langen Debatten geführt und damit auch die Produktion afrikanischer Literaturen befördert.
Da es eine Menge Sekundärliteratur und sehr unterschiedliche Auffassungen dazu gibt, könnte unsere nächste Diskussion etwas akademischer als üblich ausfallen. Doch die einzige wünschenswerte Voraussetzung für die Teilnahme an unserer nächsten Diskussion ist wie immer die Lektüre dieses Textes, der recht kurz ist.
Vorschau auf unsere November-Diskussion:
Ein umfangreicheres Buch fassen wir für den Termin am 28. November 2023 ins Auge; erstmals wollen wir ein Werk einer ugandischen Autorin lesen: Jennifer Nansubuga Makumbis Coming-of-Age-Roman The First Woman, 2020 / Die erste Frau, 2022. Die Thematik ist erfrischend, da wir die ugandische Gesellschaft aus dem Blickwinkel eines Mädchens kennen lernen, das mit ihrer Suche nach ihrer vor ihr geheim gehaltenen Mutter gegen Normen verstößt. Unterschiede zwischen dem Leben im Dorf und in der Stadt werden anschaulich geschildert. Verschiedene Generationen von Frauen kommen mit ihren jeweiligen Versuchen zu Wort, sich in der traditionellen Männerwelt zu behaupten. Die Handlung spielt vor dem politischen Hintergrund der Schreckensherrschaft Idi Amins.
Neue Teilnehmende sind herzlich willkommen. Anmeldung erbeten bei Lotte Rieder-Fraunlob, von der Sie den Link zum hybriden Treffen bzw. die Adresse des Treffens erhalten: lotte.rieder@sadocc.at