Online-Lesezirkel am 24. Jänner 2023, 18:30 Uhr

Afrika-Lesezirkel Online-Treffen am Dienstag, 24. Jan. 2023, 18:30 Uhr

Diskussion von Marie NDiaye (Frankreich/Senegal):
Trois femmes puissantes, 2009 / Drei starke Frauen, 2010

Marie NDiaye
Marie NDiaye wurde 1967 in Pithiviers, Département Loiret geboren. Sie ist die Tochter einer französischen Mutter und eines senegalesischen Vaters. Ihre Mutter war Lehrerin. Ihr Vater verließ die Familie und wenig später Frankreich, als Marie noch im Säuglingsalter war. Ihr Berufswunsch, Schriftstellerin zu werden, stand für sie schon zu Schulzeiten fest.
Sie schrieb erfolgreiche Romane, Theaterstücke und Drehbücher und gewann damit viele Preise. 2022 wirkte sie am Filmskript von Saint Omer mit. Mehrere ihrer Romane wurden ins Deutsche übersetzt, zuletzt 2022 Die Rache ist mein.
Mit ihrem Ehemann und ihren drei Kindern hat Marie NDiaye viele Male den Wohnsitz von Land zu Land gewechselt: Von Frankreich nach Spanien, von dort nach Italien, in die Niederlande und zurück nach Frankreich. Seit der Wahl von Nicolas Sarkozy zum Staatspräsidenten lebt Marie NDiaye mit ihrer Familie in Berlin.
Quelle: teilweise Wikipedia

Drei starke Frauen
Aus einer Rezension der taz vom 13.07.2010:

„In Marie NDiayes Buch „Drei starke Frauen“ sind die Männer gewalttätig, die Menschen böse. Die Figuren bleiben Opfer der Verhältnisse, trotzdem sollte man dieses Buch lesen.

Es ist ein deprimierendes Buch. Ein aufklärendes, feministisches, politisches, literarisch hochwertiges und sehr gut erzähltes Buch. Es ist ein Buch, über das geredet wird und über das geredet werden sollte. Es ist das Buch, für das Marie NDiaye … den Prix Goncourt erhalten hat, den höchsten französischen Buchpreis.

Es ist ein Buch, das „Drei starke Frauen“ heißt und damit eine kleine Täuschung vollzieht. Der Roman besteht aus drei Geschichten, die thematisch fest, von den Figuren her aber nur lose miteinander verbunden sind. Es tauchen auch drei Frauen auf, die Beschreibung „stark“ erscheint aber nach und nach eher stark übertrieben. „Drei starke Frauen“ ist trotzdem auch ein feministisches Buch. Allerdings gibt es einfache Antworten, einfache Handlungen in diesem Buch nicht. Es läuft auch nichts auf vorhersehbare Gleichungen hinaus.

Es sind nämlich nicht die Frauen, sondern die Männer, die hier stark im Sinne von gewalttätig, mächtig und fatal erscheinen. Es sind besonders zwei Väter, die im Blickpunkt stehen, im Blickpunkt der ersten beiden Teile des Buchs. Und es sind Töchter und Söhne, die unter diesen Vätern zu leiden haben. …

„Drei starke Frauen“ präsentiert die Familie als Hort der Gewalt, als Hort des Misstrauens, die Familie als Ausgangspunkt tödlich verlaufender Tragödien. Die Familie als etwas, in dem man sich nicht aufgehoben fühlen kann, sondern grundsätzlich allein ist. Marie NDiaye baut mit einer sehr strengen, übergenauen, detailversessenen Sprache eine ungehörige Nähe zu ihren Figuren auf; besonders der zweite Teil des Buchs arbeitet sehr stark mit Verdichtungen. …“

Neue Teilnehmende sind uns willkommen. Anmeldung erbeten bei Lotte Rieder-Fraunlob, von der Sie den Link zum Online-Treffen erhalten.