Zusammenfassung – Dialoggruppe Namibia

Dialoggruppe mit der jungen Aktivist:innengruppe „Comrades Association“ 

Screenshot vom Dialogmeeting Österreich-Namibia (c) Claudius Riruako

Der Kontakt zu den jungen Aktivist:innen der Comrade Association (CA) aus Namibia wurde über die SADOCC-Partnerorganisation „Economic and Social Justice Trust“ hergestellt. Die CA ist eine von jungen Aktivist:innen geleitete ehrenamtliche Organisation in Windhoek, die sich seit ihrer Gründung in 2021 dafür für politische Bildung und Partizipation der Jugend in Namibia einsetzt. Diese Aktivist:innen haben verschiedene Interessensgebiete: Wirtschaft, Politikwissenschaft, Agrarökonomie – und haben großes Interesse daran, zu erfahren, wie Herausforderungen in Österreich gemeistert werden, was sie unter Umständen daraus für sich mitnehmen könnten. Um den Dialog wirklich auf Augenhöhe stattfinden zu lassen sollten sich die jeweiligen Gruppen (Österreich und Namibia) abwechselnd Themen und Fragen überlegen, die von dem Gegenüber beantwortet werden sollten. Die Gruppe aus Namibia interessierte sich v.a. dafür, was man in Namibia von den österreichischen Erfahrungen in der Agrarwissenschaft oder auch bezüglich der politischen Bildung der Bevölkerung lernen kann. Dies waren zwei der Bereiche, die aus ihrer Sicht in Namibia starke Defizite aufweisen und zur sozialen Ungleichheit im Land beitragen: Einerseits ist die Ernährungsfrage ein wesentlicher Punkt. Die Begleitumstände differieren extrem zwischen dem ariden Namibia und dem noch ausreichend mit Wasser versorgten Mittel-Europa. Namibia sei aufgrund der klimatischen Verhältnisse und geographischen Gegebenheiten stark abhängig von Nahrungsmittelimporten aus Südafrika – es fehle also an Ernährungssouveränität, was letztlich zu starken Unsicherheiten der ärmeren Bevölkerungsteile führt. Andererseits fehle es an politischer Bildung der breiten Bevölkerung, was mit fehlender politischer Teilhabe (bzw. uninformierter Teilhabe) und letztlich fehlender politischer Repräsentation weiter Bevölkerungsteile einhergehe.

Daneben teilten die Dialogpartner:innen jeweils ihre Erfahrungen im Bereich des sozialen Engagements (z.B. Volkshilfe) und bezüglich der Art und Weise, wie z.B. Mitglieder geworben bzw. in allfällige Aktivitäten eingebunden werden. Es zeigten sich viele Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Ländern – soziale Ungleichheit gibt es überall. Allerdings stellten die Teilnehmer:innen auch fest, dass das Niveau der Ungleichheiten sehr ungleich ist. Wenn z.B. in Österreich von ca. 20-25% armutsbetroffenen Mitmenschen berichtet wird, liegen diese Werte in Namibia ungleich höher im Bereich von 60% und mehr.  Und auch die Art und Weise, wie Politik gemacht ist, scheint stark zu differieren bzw. die eben genannten Unterschiede auszumachen. In Namibia bediene die Politik nur die Interessen der Eliten – was sich die junge Aktivist:innengruppe in diesem Zusammenhang wünscht ist ein Austausch mit österreichischen Politiker:innen. Dies war für die Dialoggruppe der Anstoß, zu reflektieren, wie man beispielsweise eine Art Aktivist:innenaustausch organisieren könne oder welche Projektmöglichkeiten das gegenseitige Lernen mit praktischer Erfahrung vertiefen könnten. 

Der Austausch und die Überlegungen gehen dank der jungen, hoch-motivierten Aktivist:innen in Namibia auch nach Projektende weiter. Die österreichische Namibia Gesellschaft (ÖNG) übernimmt die weitere Dialogorganisation damit die gegenseitigen Denkanstöße weiterhin zu einem besseren gegenseitigen Verständnis, abseits der etablierten Medien, und zum Lernen von- und miteinander beitragen können. 

Bericht: Siegfried Kühn

Mehr Infos zu den einzelnen Themen gibt es hier.

Bei Interesse an den Dialoggruppen und weitere Infos Mail an dialogprojekt@sadocc.at