Zusammenfassung des Seminars ‚Billiger Wein mit bitterem Nachgeschmack‘

Bericht über das Seminar
Billiger Wein mit bitterem Nachgeschmack –  Weinbau & -handel in/mit Südafrika

Am 21.06.2022 fand das erste Schwerpunktseminar im Rahmen des Dialogprojekts zum Thema Weinbau und –handel in Südafrika statt. Das Seminar wurde in der Wein- und Obstbauschule Silberberg in Leibnitz abgehalten.  Die Schüler:innen der Abschlussklasse zeigten sich aufgeschlossen und interessiert daran, ihren Horizont   zu erweitern und Einblicke in die Bedingungen des Weinbaus und –handels in Südafrika zu erhalten. Sandra Feichtner – Projektreferentin fürs Südliche Afrika bei der Dreikönigsaktion der katholischen Jungschar – zeigte sehr anschaulich und zugänglich, wie Südafrikas koloniale Vergangenheit mit der gegenwärtigen Situation auf Weinfarmen zusammenhängt.  Ihr ging es vor allem darum, das Hauptaugenmerk auf die Arbeits- und Lebensbedingungen von Farmarbeiter:innen zu legen und wie sich diese in Gegenbewegungen organisieren, um für bessere Verhältnisse auf den Weinfarmen kämpfen.  Frau Feichtner machte auf die Kontinuitäten der Besitzverhältnisse aufmerksam, die sich in vielen post-kolonialen Ländern ähnlich gestalten, in Südafrika aber besonders stark durch die Apartheid geprägt sind. Auch heute, beinahe drei Jahrzehnte nach der Demokratisierung Südafrikas, ist Landbesitz sowie das generell verfügbare Kapital im Land, hauptsächlich in “weißen” Händen. Die „billige“ Arbeitskraft hingegen stammt hauptsächlich aus nicht-weißen Bevölkerungsgruppen. Und mit der billigen Arbeitskraft gehen auch minderwertige Arbeitsbedingungen einher. 

Foto: Helena Hornung

Der Perspektive der benachteiligten Arbeiter:innen wurde die Sichtweise der Betreiber:innen solcher Farmen gegenübergestellt: Zugeschaltet aus Südafrika waren Pieter Fourie – Geschäftsführer von Fair Root Estate, einer Initiative, die einen Fond für Farmarbeiter:innen eingerichtet hat, um diese stärker an den Profiten des Weinbaus zu beteiligen – und Christo Basson, Winzer bei Lutzville Vinyards. Sie erklärten, wie sie sich für fairere Bedingungen im Weinbau einsetzen, aber auch, welchen Herausforderungen sie im nationalen und globalen Wettbewerb um günstige Preise ausgesetzt sind. Es ergab sich eine spannende Diskussion, die auf kritisches Nachfragen der Schüler:innen zurückzuführen ist: Besonders die Frage nach der Saisonarbeit, die im Obstbau und der Landwirtschaft auch hierzulande eine große Rolle spielt, beschäftigte die Schüler:innen. Fourie und Basson gaben zu bedenken, dass sie selbst dem Wettbewerbsdruck unterlegen seien. Schuld seien große Konzerne, die in Südafrikas Alkoholindustrie eine Quasi-Monopolstellung innehaben und die Marktpreise bestimmen. Außerdem gebe es nach der Weinsaison für jene Saisonkräfte wiederum Arbeit im Gemüseanbau, womit diese also das ganze Jahr über genügend Möglichkeiten hätten, ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Obstbau in der Steiermark, Foto: Helena Hornung
Obstbau in Südafrika, Foto: Helena Hornung

Franz Rosner – u.a. Forschungskoordinator an der Höheren Bundeslehranstalt und Bundesamt für Wein- und Obstbau und Nationalexperte in der Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit – nahm eine holistische Perspektive ein und verband die verschiedenen Akteursebenen der Arbeiter:innen und Arbeitgeber:innen. Er machte auf die drei Säulen der ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Nachhaltigkeit aufmerksam und zeigte den Schüler:innen auf zugängliche Weise, wie die Vernachlässigung einer dieser Säulen negative Implikationen haben kann. Herr Rosner schloss das Seminar mit dem Hinweis ab, dass die Schüler:innen vom Beispiel Südafrikas auch etwas für sich selbst zu lernen hätten: Nämlich, wie sie als angehende Gutsbetreiber:innen selbst reflektiert und nachhaltig wirtschaften – ohne Mensch und Natur zu benachteiligen.  In einer kurzen Reflektionsrunde gaben die Seminarteilnehmer:innen anschließend wieder, was sie am Seminar besonders inspirierend fanden: z.B. dass nicht nur lokale Gegebenheiten eine Rolle spielen würden, sondern wie die Globalgeschichte sowie „neuere” Formen der Globalisierung alle Menschen im Griff haben, mal unter besseren, mal unter schlechteren Umständen.

Quelle: https://thesustainablepeople.com/das-drei-saeulen-modell-der-nachhaltigkeit/

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